Empörung über Ministeriumsfeier nach Amoklauf in Prag

7.1.2024

Obwohl am 21. Dezember 2023 das gesamte Land die Ermordung von 14 Personen betrauerte, die im schlimmsten Amoklauf der tschechischen Geschichte ums Leben gekommen waren, wurde im tschechischen Ministerium für Arbeit und Soziales ordentlich gefeiert. Obwohl über den Amoklauf auf allen Kanälen berichtet wurde und die ganze Nation schon gegen 15 Uhr wusste, dass der Täter neutralisiert worden war und wie viele Menschen ihr Leben verloren hatten, gab der Minister für Arbeit und Soziales Marian Jurečka (KDU-ČSL – Christdemokratische Union-Tschechoslowakische Volkspartei) bekannt, vom Amoklauf nichts gewusst zu haben. Er sagte, er habe den Bericht über den Vorfall um 17 Uhr erhalten und um 18.26 Uhr darauf reagiert. Die Weihnachtsparty seines Ressorts sei mit seiner Abreise zur Notsitzung der Regierung beendet worden, die um 21 Uhr begann. Dies steht jedoc​​h im Widerspruch dazu, was tatsächlich passiert ist. Der Minister soll nach der Regierungssitzung auf die Party zurückgekehrt sein, wo bis ungefähr halb vier in der Nacht getanzt und gefeiert wurde. Minister Jurečka versuchte in mehreren Interviews, sein Verhalten zu rechtfertigen, unter anderem mit der Aussage, er wäre nur kurz in sein Büro zurückgekehrt. Letztendlich gab er zu, einen Fehler begangen zu haben, entschuldigte sich für sein Benehmen und klärte sich bereit, zurückzutreten. Da die Erklärung des Ministers völlig unglaubwürdig war, vor allem, weil er Mitglied des staatlichen Sicherheitsrates ist und er somit über solche Ereignisse als einer der ersten unterrichtet wird, forderte die Opposition seinen unmittelbaren Rücktritt. Premierminister Petr Fiala (ODS – Bürgerdemokratische Partei) reagierte auf die Causa verhalten. Er räumte kurz ein, es sei wichtig, dass Jurečka seinen Fehler eingesehen und sich entschuldigt habe. Er habe nicht vor, ihn als Minister zu entlassen. Expert*innen zufolge sind die Hände von Fiala gebunden. Eine Abberufung Jurečkas würde die aktuelle Regierungs-Koalition deutlich schwächen.​​ Sie besteht aus fünf Parteien, unter anderem auch aus der KDU-ČSL, der Minister Jurečka angehört.

Quelle: Idnes.cz, Prag