Nach allem, was zuletzt über TU-Präsidentin Geraldine Rauch gesagt wurde, war schwer vorstellbar, dass sie die Kuratoriumssitzung unbeschadet übersteht. Ihr Like eines antisemitischen Tweets verursachte immensen Schaden für die Universität. Es wurde befürchtet, dass die TU bei Forschungsanträgen benachteiligt wird. Rauch wurde vom Bundeskanzler aus dem Zukunftsrat ausgeschlossen, und ihre Position als Sprecherin des Exzellenzverbundes der Berliner Universitäten wackelt. Das Kuratorium entschied sich nur für eine Ermahnung, da die für den Abwahlantrag nötige Mehrheit fehlte. Der Ton der Erklärung deutet auf Uneinigkeit hin. In dem Schreiben ist von eklatantem Fehlverhalten und internationalem Rufschädigung die Rede, was nach akademischem Sprachgebrauch den Maximalschaden bedeutet. Nach der Sitzung des akademischen Senats machte Rauch jedoch klar, dass die hohen moralischen Erwartungen, die sie an andere stellt, nicht für sie selbst gelten sollen. Sie will im Amt bleiben. An der Uni löst die Entscheidung über Rauchs Verbleib bei einigen Mitgliedern tiefes Unverständnis aus – und Angst vor einem wachsenden Problem für die Universität.